Der Kartoffelkönig wird Friedrich der II. – der Große – von Preußen genannt, weil ihm die methodische Verbreitung des Nachtschattengewächses zunächst in seinem Herrschaftsgebiet nachgesagt wird; was in der Folge zum ihren Aufstieg zur deutschen Nationalfrucht führte. Irgendwie mögen sie ihn, die Deutschen, “ihren” alten Fritz, und so verwundert es nicht, dass neben den Siegen über die Habsburger-Monarchie eben auch diese Tradition gerne auf Friedrich zurückgeführt wird. Es braucht sicherlich auch mehr als nur militärische Erfolge, um als “Großer” in die Geschichte eingehen zu dürfen.
Von der Bedeutung des Mythos um die Ursprünge der Knollenfrucht zeugt nun die Tatsache, dass ihm eine eigene Ausstellung gewidmet wird und zwar vom Haus der Preußisch-Brandenburgischen Geschichte [1] in Potsdam. Dort wird unter dem Titel »König und Kartoffel – Friedrich der Große und die preußischen Tartuffoli« der ganze Zusammenhang wissenschaftlich analysiert aufbereitet.
Tatsächlich hat der König mit sogenannten “Kartoffelbefehlen” die Saat der Frucht gefordert und gefördert. So informieren die beiden Kuratorinnen der Ausstellung, Antonia Humm und Marina Heilmeyer: »Es stand drin, die Untertanen sollen Kartoffeln anbauen und jährlich darüber Bericht erstatten, wie viele Kartoffeln ausgesät und wie viel geerntet wurden« in einem Interview des Deutschlandfunks [2]. Diese Maßnahme diente aber nicht nur der Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung der armen und in Kriegszeiten vom Hunger bedrohten Bevölkerung. Richtig ist demnach auch, dass Getreide vornehmlich für die Versorgung der Armee vorgesehen war. Und die Zivilbevölkerung Kartoffeln essen sollte, damit das Korn für die Soldaten reserviert war.
Falsch ist nach den Analysen der Wissenschaftler wohl auch die Legende von den Kartoffelfeldern, die Friedrich angeblich nur tagsüber streng bewachen ließ, um den Eindruck eines besonderen Werts der Früchte zu erzeugen, was dann zum wohlkalkulierten Mundraub durch die neugierige Bevölkerung führte. Wahr ist dagegen, dass die Académie Française angesichts einer Hungersnot im Jahr 1769 einen Preis für geeignete Maßnahmen zur besseren Versorgung ausschrieb. Gewonnen hat diesen Antoine Parmentier mit einem Aufsatz über den Kartoffelanbau. Dies trug entscheidend zur Verbreitung der Frucht in Frankreich bei und Parmentier den Ruf als Vater des Kartoffelanbaus in Frankreich. Entlarvend ist allerdings, dass ihm – ebenso wie Friedrich in Deutschland − die Legende des bewachten Kartoffelfelds zugedacht wird, nur viel früher. Wahrscheinlich wurde diese Anekdote später auf Friedrich übertragen.
Wieder ein falscher Mythos, der zuvor von manchem Lehrer im Fach Geschichte als Teil derselben benannt wurde. Danke an die Analysten des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte.
[1] http://www.hbpg.de/
[2] http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/1818441/